Naturdämmstoffe
Dämmstoffe aus:
Holz(-faser / -wolle) Papier / Cellulose   Wolle
Flachs   Schilf   Getreide
Stroh   Hanf

Holz

Die Anwendungsmöglichkeiten von Holz sind derart vielfältig, dass sich im Extremfall ein ganzes Bauwerk rein aus Holz herstellen ließe. Es liefert nicht nur das Grundgerüst und die Dachkonstruktion für Häuser, sondern dämmt und kommt bei Türen, Fenstern oder für Boden – und Wandgestaltungen zum Einsatz. Fichte, Kiefer und Lärche sind die heimischen Hölzer, die für konstruktive Bauteile am besten geeignet sind, Buche und Eiche dagegen sind vor allem beim Innenausbau gefragt.
In puncto Energiebedarf ist Holz den meisten anderen Baustoffen deutlich überlegen, es lässt sich mit wesentlich weniger Aufwand gewinnen und weiterverarbeiten als die meisten anderen Konstruktionswerkstoffe. Da Holz fast in jeder Vegetationszone vorhanden ist, kann es vor Ort entnommen werden — wieder eine Möglichkeit der Energieeinsparung. Bei der Verarbeitung durch den örtlichen Handwerker trägt Holz auch zur Stärkung des lokalen Arbeitsmarktes bei. Holz bietet darüber hinaus einen ästhetischen Anblick, sorgt für ein angenehmes Raumklima und — es dämmt hervorragend.
Holzprodukte sind unter den Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen unbestritten die Nummer eins. Mehr als die Hälfte aller Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen werden aus Holz hergestellt.
Ökologisch unbedenklich sind diese Produkte insbesondere dann, wenn die für ihre Herstellung benötigte Energie ebenfalls aus Holz- oder ähnlichen Abfällen gewonnen werden kann. Das ist jedoch nur teilweise der Fall, denn die Herstellung von Holzfaserplatten erfordert z. B. den Einsatz großer Energiemengen. Gerade bei Holzfaserplatten muss also darauf geachtet werden, welches Produkt die besten ökologischen Eigenschaften aufweist.
Die Dämmstoffe aus Holz sind sehr unterschiedlich. Viele Hersteller verwenden nur das Restholz aus Sägewerken ohne Zusatz von Bindemitteln. Fast alle Hersteller fügen dem Holz etwa 0,2 – 2 % Additive (Zusätze) zu. Baubiologische Gutachten und eine Überwachung der Produkte durch unabhängige Institute gehören heute zum Standard.

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Holzfaser

EIGENSCHAFTEN: feuchtigkeitsresistent, feuchtigkeitsregulierend, wärmespeichernd, diffusionsoffen, bituminierte und latexierte Varianten für den Außenbereich erhältlich

EINSATZBEREICH: Innenausbau: Wärme-, Kälte und Schalldämmung, Trittschalldämmung; Dachausbau bei Neubauten sowie Altbausanierung

UMWELTVERHALTEN: recyclefähig ohne gesundheitsgefährdende, chemische Zusätze, unter bestimmten Bedingungen kompostierbar

Eine sich abzeichnende vermehrte Verwendung von Holzfasern als Dämmstoff bestätigt die universellen Einsatzmäglichkeiten von Holz und unterstützt den begrüßenswerten Trend zum natürlichen Material.
Holzfaserdämmstoffe werden durch DIN 68755 (Holzfaserdämmplatten für das Bauwesen) und durch eine zukünftige europäische Holzfaserdämmstoffnorm in ihren Eigenschaften umfassend beschrieben. Damit ist gesichert, dass sie einem Mindeststandard genügen.

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Holzwolle

EIGENSCHAFTEN: Wärme- und schalldämmend, schallabsorbierend, brandschutzverbessernd, feuchtigkeitsabsorbierend, anbetonierbar, als Putzträger erhältlich, beständig gegen Ungeziefer

EINSATZBEREICH: Außenwände, Trennwände, Decken und Dächer, zur Schall- und Wärmedämmung, Brandschutz

UMWELTVERHALTEN: recyclebar

Als Dämmstoffe eignen sich aber auch eine Vielzahl anderer Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, allen voran die Cellulose. Neben den bereits erläuterten Dämmstoffen Holzfaser und Holzwolle, ergänzen Flachs, Hanf, Stroh und Schilf die Palette natärlicher Dämmstoffe. Auch Schafwolledämmstoffe werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Cellulose-, Flachs- und Hanfprodukte sind allerdings schon weiter verbreitet. Sie dämmen nicht nur gut, sondern lassen sich auch mit einfachen Mitteln herstellen und verarbeiten. Ebenso unterschiedlich wie die Rohstoffe sind auch die Formen der daraus herstellbaren Dämmstoffe. Zu Faserplatten gepresst können Stroh- oder Holzprodukte gleichzeitig als Konstruktionswerkstoff für den Innenausbau verwendet werden. Hanf und Flachs bietet der Handel vor allem in Form von Matten und Vliesen an. Einen Sonderfall stellen die Cellulosedämmstoffe (s. u.) dar: Sie sind als Flocken erhältlich, die in Zwischendecken oder Böden eingeblasen werden.

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Papier / Cellulose

EIGENSCHAFTEN: Wärme- und schalldämmend, hohe Winddichtigkeit, feuchtigkeitsabsorbierend, beständig gegen Schimmelpilze und Ungeziefer

EINSATZBEREICH: Decken, Wände, Dächer und Böden (mit Einschränkungen in Nassräumen)

UMWELTVERHALTEN: bei sortenreinem Ausbau recyclefähig

Dämmstoffe aus Altpapier nehmen unter den Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sicher eine Sonderstellung ein, denn sie bestehen nicht aus eigens zur Dämmstoffherstellung aus der Natur entnommenen Rohstoffen, sondern aus einem Material, das seine ursprüngliche Aufgabe bereits erfü,llt hat. Schließlich wird der Grundstoff Cellulose aus alten Tageszeitungen gewonnen und es werden nur bei bestimmten Dämmmaterialien Zusatzstoffe beigemischt (Cellulose-Platten werden mit Bindemittel (z.B. Ligninsulfat) und Brandschutzmittel (z.B. Borsalz) versetzt. Flocken dagegen enthalten keine Bindemittel, da Lignin als holzeigener Klebstoff bereits in den Cellulosefasern enthalten ist. Problematische Rückstände aus Druckfarben lassen sich ausschließen, indem man nur weitgehend „sortiertes“ Zeitungspapier verwendet. So verbinden aus Altpapier gewonnene Cellulose-Dämmstoffe hervorragend die ökologischen und ökonomischen Anforderungen des Recyclings. Darüber hinaus erfordert Cellulose-Dämmstoff unter den industriell gefertigten Materialien den geringsten Primärenergie-Einsatz.

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Wolle

EIGENSCHAFTEN: feuchtigkeitsregulierend, schallabsorbierend, diffusionsoffen, normal entflammbar, geringes Gewicht, niedrige Wärmeleitzahl, hohe Dampfdurchlässigkeit

EINSATZBEREICH: Geeignet für Innenbereiche zur Wärme-, Kälte- und Schalldämmung von Wänden, Decken und Dächern

UMWELTVERHALTEN: 100% recyclefähig

Was für Textilien gilt, ist auch für den Einsatz von Wolle als Dämmstoff entscheidend: Länge und Kräuselung bestimmen den Grad der Qualität, wobei die Dämmstoffindustrie grobe Wolle benötigt und auf jene Wollsorten zurückgreift, die wegen ihrer Farbe für die Herstellung von Textilien weniger geeignet sind. Durch ihre natürliche Kräuselung, ihre hohe Elastizität und durch ihr feuchtedynamisches Verhalten unterscheidet sich Wolle grundsätzlich von herkömmlichen Faserdämmstoffen. Die Kräuselung schafft Volumen und ermöglicht einen hohen Lufteinschluss zwischen den Fasern. Diese eingeschlossene Luft, die Rohdichte sowie entsprechende Schurwollmischungen sind wesentliche Kriterien für eine niedrige Wärmeleitfähigkeit. Wolle nimmt bis zu 30 Gew.-% an Feuchtigkeit auf — ohne dass sich die Wärmeleitfähigkeit deutlich verändert – und gibt sie je nach Umgebungsbedingungen wieder ab. Die Entzündungstemperatur von Schafwolle liegt erst bei 500 – 600°C. Dabei schmilzt Wolle nicht, sondern bildet eine schaumartige Asche, die isolierend gegen Feuer wirkt.
Durch ihre hohe Wärmedämmung und die lieferbaren Dicken werden die in der Wärmeschutzverordnung festgelegten u-Werte erreicht bzw. unterschritten.

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Flachs

EIGENSCHAFTEN: feuchtigkeitsregulierend, diffusionsoffen, gut schalldämmend, verarbeitungsfreundlich

EINSATZBEREICH: Geeignet für Außen- und Zwischenwände, Decken, Dachstühle, Akustikdecken

UMWELTVERHALTEN: Flachs entstammt hinsichtlich der Stickstoffdüngung einer extensiven Ackerkultur; geringer Energiebedarf bei der D¨mmstoffherstellung; Flachsdämmstoffmatten sind recyclefähig und kompostierbar

Dämmstoffe aus Flachsfaser gehören mit Werten um 0,040 W/mK zu den dämmungsfähigsten Erzeugnissen aus nachwachsenden Rohstoffen. Als baurechtlich zugelassene und ständig überwachte Produkte erfüllen sie alle Ansprüche hinsichtlich des Wasserbinde- und Brandverhaltens. Wie alle Naturstoffe müssen sie vor Feuer, Wasser und Schädlingen geschützt werden. Manche Hersteller verwenden zu diesem Zweck Borsalz und/oder Ammoniumphosphat. Zur Erhöhung der Elastizität werden von einigen Herstellern Textilfasern aus Polymeren beigemischt, während andere Kartoffelstärke verwenden.
Dämmstoffe aus Flachs verursachen keine Hautreizungen, stauben nicht mehr als andere Naturmaterialien und sind insofern problemlos zu verarbeiten. Vom Wachstum bis zum Recycling haben sie eine sehr positive CO2-Bilanz.
Da Dämmstoffe aus Flachs besonders verarbeitungsfreundlich sind, kommen sie Verwendern entgegen, die in Eigenleistung bauen. Neben der klassischen Verwendung zur Wärmedämmung in Wänden und im Dachstuhl eignen sich Dämmstoffe aus Flachsfaser auch zur Schalldämmung in Akustikdecken. Immer wieder hingewiesen wird von den Herstellern auf die Vereinbarkeit der Flachs-Materialien mit allen gängigen Bautechniken, wobei ihre raumklimatische Leistung besonders bei einer systematischen, ökologisch orientierten Bauweise voll zur Geltung kommt. Besonders gut sind Flachsdämmstoffe für die Niedrig-Energie-Bauweise geeignet.

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Schilf

EIGENSCHAFTEN: feuchtigkeitsresistent, schalldä, diffusionsoffen, weitgehend fäsicher (durch hohen natüen Silikatgehalt)

EINSATZBEREICH: Geeignet für Dach-, Fassaden- und Innenwanddä einschließlich Kellerwänden und Geschossdecken, als Putzträgermatten erhältlich, für Reetdachdeckung

UMWELTVERHALTEN: sehr geringer Energiebedarf für die verschiedenen Verwendungsbereiche und für die Dämmstoffherstellung; Schilfrohrmatten sind recyclefähig

Die wärmedämmende Wirkung von Schilfrohr beruht auf der im Schilfrohrstängel eingeschlossenen, so genannten „ruhenden“ Luft. Im Unterschied zu anderen Dämmstoffen aus Naturmaterial absorbiert Schilf weniger Feuchtigkeit, ist aber besonders feuchtigkeitsresistent und „atmungsfähig“. Schilfrohrmatten sind vor allem an Wand und Decke hervorragend zu verarbeiten. Sie bieten gute Voraussetzungen für einen problemlos haftenden Putz. Die Ernte von Schilf dient auch dem Naturschutz.
Dämmplatten aus Schilf bestehen aus einer Vielzahl parallel nebeneinander und übereinander liegender Schilfrohrhalme von einjährigen Pflanzen. Je nach Verwendungszweck variieren die einzelnen Ebenen zwischen einem einfachen und einem dichten Rohrgewebe. Die Platten werden mechanisch gepresst, ohne dass ihre Röhrenstruktur zerstört wird, und mit verzinkten Eisendrähten verbunden.

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Getreide

EIGENSCHAFTEN: Wärme- und schalldämmend, sehr hohe Wärmespeicherkapazität, diffusionsoffen

EINSATZBEREICHE: geeignet für alle Bereiche des Innenausbaus - Fußboden, Decke, Wand und Dach

Getreideschrot, Kleie, Kalk, Molke und Wasserglas sind die fünf Ausgangsstoffe zur Herstellung von Ceralith-Granulaten im Extruder. Zu einer teigigen Masse unter Druck und Temperatur verknetet, werden dü,nne Teigstränge der Produktmasse ausgepresst und als Granulat geschnitten. Eingespannter Wasserdampf lässt die Kügelchen an der Luft schlagartig aufblähen. Das Granulat härtet aus und ist sofort gebrauchsfertig. Die Anteile der Ausgangsstoffe können variiert werden und ermöglichen die Herstellung einer ganzen Palette von Stoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Während des Herstellungsprozesses erfahren alle Ausgangsstoffe eine Umwandlung. Völlig frei von Konservierungsstoffen, chemischen Bindemitteln oder weiteren Zusatzstoffen ist das Dämmstoffgranulat beständig gegenüber tierischen Schädlingen und Schimmelpilzen. Alle Granulate können in die Baustoffklasse B2 eingeordnet werden. Dämmstoffgranulate sind bauaufsichtlich zugelassen und werden bauökologisch empfohlen.

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Stroh

EIGENSCHAFTEN: mittlere Wärme- und Schalldämmung, diffusionsoffen, wasserdampfdurchlässig, Strohplatten sind nur schwer entflammbar

EINSATZBEREICH: alle Bereiche des Innenausbaus, als Wandsysteme, in Verbindung mit Putz zur Fassadenisolierung, als Zuschlagstoff im Lehmbau

UMWELTVERHALTEN: kompostierbar, als einheimischer, nachwachsender Rohstoff ausreichend verfügbar

Als Verpackungsmaterial haben sich Stroh und Holzwolle lange Zeit neben Kunststoffprodukten einen Platz sichern können. Heute lassen sich Strohelemente hervorragend in moderne Baustoffsysteme integrieren. Die Möglichkeiten der für den Bau bestimmten Strohmaterialien reichen dabei von der klassischen Dämmung mit Matten und losem Einblasgut bis zu nicht tragenden Wandelementen, die sehr gute wärme- und schalldämmende Eigenschaften aufweisen.

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Hanf

EIGENSCHAFTEN: Wärme- und schalldämmend, feuchtigkeitsausgleichend, diffusionsoffen

EINSATZBEREICH: Geeignet für Dach- und Geschossdeckendämmung, Außen-, Innen- und Kellerwände

UMWELTVERHALTEN: geringer Primärenergieeinsatz, verbrennbar

Hanf ist eine universelle Kulturpflanze und seit 10.000 Jahren bekannt. Sie liefert den Rohstoff für Öl, Papier und Baumaterial, aber auch für Rauschmittel wie Haschisch und Marihuana. Nachdem man durch Züchtung den Anteil des für die Drogenproduktion verwendeten Tetrahydrocannabinol drastisch gesenkt hat und das Missbrauchsrisiko heute viel geringer eingeschätzt wird, darf THC-armer Hanf seit 1996 auch in Deutschland wieder angebaut werden. Hanf braucht bis zur Erntereife rund 120 Tage, wobei der Trockenmasseertrag allerdings viel geringer ist als bei Getreide oder Mais.
Für die Weiterverarbeitung trennt man das Hanfstroh in Fasern und Schäben. Aus Fasern werden Dämmvliese hergestellt, während man Schäben als Dämm- und Ausgleichsschüttung für Decken und Fußböden einsetzt. Dämmstoffe und Fußböden aus Hanf sind in der Regel durch eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung für verschiedene Anwendungsgebiete zugelassen.

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